IndexGarant von SV SparkassenVersicherung – Teil II: (Ent)täuschung

Vor kurzem haben wir das Produkt IndexGarant unter der Lupe genommen. Das produkt fanden wir innovativ und interessant, jedoch blieben machen Fragen offen. Diese Fragen haben wir an die Presseabteilung von Sparkassen Versicherung gestellt. Die Antworten sind unseres Erachtens leider enttäuschend. Wir raten IndexGarant (auf EuroStoxx 50) ab.

Unsere Anfrage an SV Presseabteilung war wie folgt:

Sehr geehrte <Damen und Herren >
vor kurzem habe ich auf letYourMoneyGrow.com über Ihr innovatives Produkt "IndexGarant" berichtet.
Ich finde das Produkt sehr interessant und war durch die Innovation positiv überrascht. Aktuell gibt es eine Tendenz (insb. unter ETF-Anhängern), die Lebensversicherungsprodukte als Geldvernichter darzustellen. Die SV hat nun gezeigt, dass es nicht immer der Fall ist.
Jedoch bleiben einige Fragen offen, welche ich - vollständigkeitshalber - gerne klären würde.
1. Beim jetztigen Zinsniveau ist es - meinen Berechnungen nach - unmöglich, den Schutz gegen Kapitalverlust (Kauf einer PUT) durch den Renditen-CAP (Verkauf einer CALL) zu finanzieren. Ich möchte zumindest erfahren, wie konkret der CAP fürs Jahr 2017 aussieht.
2. Es wird nichts über die Kosten und Gebühren gesagt. Auch wenn es keine gesetzliche Pflicht gibt, die Kosten offenzulegen, wäre zumindest eine grobe Kostenstruktur für die Kunden sehr interessant.
3.  Es gibt keinen Szenariosimulator, welche die erwartete Rendite, sowie die möglichen Szenarien zeigen würde.
Ich habe einen solchen Simulator für Vanguard fonds gemacht (https://letyourmoneygrow.com/2016/10/16/a-simple-scenario-simulator-for-vanguard-optimal-portfolio/) und wenn Sie Interesse haben, kann ich das auch für die SV machen.Mit freundlichem Gruß
Vasily Nekrasov
Die Antworten sind (entsprechend zu den Fragen 1, 2 und 3)
Das Garantieniveau ist abhängig von der Vertragslaufzeit. Bei Einmalbeiträgen können wir beispielsweise für alle zur Verfügung stehenden Laufzeit eine 100 % ige Beitragsgarantie anbieten. Wir bieten zwei Indizes mit einem Cap an: Beim EuroStoxx 50 beträgt dieser derzeit 2,8 %, beim VolaIndex Perform 3,3 %. Der TrendPortfolio Index (Multi-Asset-Konzept) funktioniert ohne Cap, dafür hat dieser eine Zielvolatilität. Diese beträgt aktuell 5,05 %.
Also blieb unsere Hauptfrage - wie (und ob) man den Kapitalschutz (Kauf einer am Geld PUT Option) durch den Cap (Verkauf einer aus dem Geld CALL Option) risikolos finanzieren kann - unbeantwortet. Zur Erinnerung: unserer Kalkulation nach ist es aktuell unmöglich wegen niedrigem Zins und Dididendenregel bei EU50 (unterschiedlich zum DAX, werde die Dividenden bei Eurostoxx 50 nicht reinvestiert). Klar kann die SV Versicherung zuerst die PUT-CALL Kosten eingehen und dann diese eben durch die Dividenden zu refinanzieren. Aber man darf nicht ausschließen, dass wenn die Märkte besonders stark fallen, können auch die EU50-Unternehmen die Dividenden streichen! Wir fragen rhetorisch nach, ob die Aktuare und Risikomanager der SparkassenVersicherung sich über dieses Szenario gedanken gemacht haben.
Darüber hinaus sieht eine höchstmögliche(!) Rendite von 2.8% alles anders als toll. Zwar beträgt der Garantiezins ab 2017 nur 0.9%,  gibt es normalerweise auch die Überschüsse. Im 2016 lag die durchschnittliche Gewinnbeteiligung schätzungsweise bei 2.88%, also über den CAP!
Der Kunde erhält im Rahmen eines Angebotes im Produktinformationsblatt eine Übersicht über die für seinen Vertrag gültigen Kosten.
Und warum wird dieses Produktinformationsblatt nicht auf die SV-Webseite (als Teil des Produktprospektes) veröffentlicht?! Ist es nicht so, als ob man den Warenpreis in ALDI oder LIDL erst an der Kasse erfahren würde?!
In unseren Angeboten zeigen wir dem Kunden transparent seine Guthabenentwicklung in verschiedenen Szenarien (Wertentwicklungen) auf. Aus diesem Grund haben wir derzeit keinen Bedarf für eine Simulation. Vielen Dank für Ihr Angebot.
Bitte!  Schade, dass es kein Interesse besteht. Aber für die weitere Analyse ist ein fully functional Simulator nicht notwendig, denn fast alle modellfreie Simulatoren sind auf historischen Daten basiert. Ein (Kapital)lebensversicherungsvertrag ist immer langfristig. So betrachten wir die Alternative: eine langfristige buy-and-hold Investition in Eurostoxx.
EuroStoxx50 seit 1987
Wie man sieht, schwankt der Index stark, also scheint ein Verlustrisikoschutz eine gute Idee. Jedoch wenn wir die Grafik der annualizierten Rendite betrachten, sehen wir, dass selten negativ war und fast immer über 3% lag!
EuroStoxx50 - Annualisierte Rendite (ohne Dividenden, Bezugsdatum 01.01.1987)Darüber hinaus muss man die Dividenden nicht vergessen! Historischen Daten haben wir darüber leider nicht, aber die moderate Annahme von 2% p.a. ist nicht unplausibel. Und wenn man die Dividenden reinvestiert hätte, bekäme man satte 6% p.a!
Aus Risikomanagement sicht hat unsere Analyse jedoch eine Schwäche: man darf nicht annehmen, dass der Index so start wie in 90-gten wachsen wird. Auch die einmalige Anlage ist nicht üblich, typische Lebensversicherung ist eigentlich ein Sparplan.
Kein Problem, nun nehmen wir an, dass man am 06.03.2000 (als EU50 den höchsten Stand von 5464 erreicht) hat und jeden Tag hat man 1 Euro eingezahlt  (Klar zahlt man nicht jeden Tag, sondern jedes Monat ein, aber rechnerisch macht es keinen großen Unterschied).
EuroStoxx Sparplan : start am 06.03.2000 (historischer Maximum)

Aber auch in diesem wirklich worst case hätte man keine Kapitalverluste! Und wieder muss man die Dividendenrendite nicht vergessen, unter Berücksichtigung der Dividenden würde man über 2% kommen!

Fazit: IndexGarant auf EuroStoxx 50 lohnt sich nicht, auf jeden fall nicht bei aktuellen Konditionen. Erwartungsweise bringt eine konventionelle Kapitallebensversicherung (unter Berücksichtigung der Überschüsse) mehr Rendite, dabei ist sie viel transparenter und auch risikolos.
Ein ETF auf Eu50 ist zwar nicht risikolos, bringt aber erwartungsweise deutlich höhere Rendite und bei einem langfristigen Sparplan sind die Verluste selbst im schlimmsten Fall eher unwahrscheinlich.


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