Baden-Württemberg (und insb. das Schwabenland) ist die reichste Region Deutschlands. Jedoch sind wir im Sinne von FinTech (noch) nicht führend. Dank Stuttgart Financial, Börse Stuttgart, L-Bank, VentureZphere und zahlreiche Sponsors und Teilnehmer holen wir nach.
Fintech-Days Stuttgart dauerten drei Tage von 8. bis 11. Dezember 2017. Aus zeitlichen Gründen konnte ich die Veranstaltung nur am letzten Tag besuchen. An diesem Tag haben zuerst die FinTech Teams gepitcht, dann die Ideathon Teams.
Wie die Jury bzgl. der FinTech-Projekte entschieden haben, wird bald offiziell angekündigt (ich will nicht spoilen :)). Muss aber sagen, dass ich – als bekehrter Schwabe – ganz andere Präferenzen hätte. Zumindest den ersten Platz hätte ich zwischen Steuerbot und Barzahlen geteilt.
Steuerbot soll jedem Smartphonebesitzer helfen, die Steuererklärung iterativ, unkompliziert und kostenlos vorzubereiten und abzugeben. Lt. Steuerbot-Team liegt die Rückerstattungssumme im Durchschnitt bei €935 (in der Stiftung-Warentest Zeitschrift von Feb. 2017 habe ich eine ähnliche Einstätzung gesehen). Trotzdem gibt es jede Menge Leute (auch in meinem Bekanntenkreis), die zu faul sind, Ihre fünf Buchstaben zu bewegen und die Steuererklärung abzugeben! Hoffentlich, wird Steuerbot denen helfen, ihren Schweinehund zu überwinden.
Barzahlen ist allein dafür nennenswert, dass es das alte gute Bargeld mit moderner Technologie verflechtet. Die Idee ist wie folgt: Barcode (Voucher) erhalten und beim Einzelhandelsparner (Rewe, DM, Real, usw) mit Bargeld zahlen oder die Auszahlung bekommen. Die Idee finde ich sehr gut vor allem wegen der Datenschutz – ich persönlich will nicht, dass jemand - sei es PayPal, meine Bank oder der Vater Staat - volle Übersicht von meinen Transaktionen hat (auch wenn ich nicht zu verbergen habe). Noch wichtiger ist aber politischer Aspekt: es ist kein Geheimnis, dass es die Idee gibt, das Bargeld abzulösen. Argumentiert wird u.a. damit, dass Bargeld ein teurer Atavismus sei. Barzahlen ist sehr gutes (Gegen)beispiel, welches dieses Argument widerlegt. Und das ist gut so, denn "ohne Bargeld" (abgesehen von „Big Brother watches your finance“) kann auch gezwungene Strafzinsen bedeuten: ohne Bargeld ist man gezwungen, das Geld in einer Bank zu halten und es gibt schon jetzt die Banken, die die Strafzinsen auch für Privatkunden einführen…
Unsere “Zuschauersympathie-Preis“ geht an figo, ein Projekt der versucht, die Finanzinstituten vom regulatorischen Kram (vor allem PSD 2) zu entlasten. Persönlich finde ich Idee zu ehrgeizig (Regulatorik wächst wie ein Schneeball) und deshalb bin ich etwas skeptisch. Werde aber mich sehr freuen, wenn Jungs (und Mädels) es doch schaffen.
Was das Ideathon, so werde ich doch ein bischen spoilen und die Ergebnisse bekannt machen, die diesmal m.E. gerechter ausgefallen sind.
Den dritten Preis (€1000) hat das Team re.new bekommen für die Idee, die Geldüberweisung nach Afrika transparent, schnell und günstig zu machen. Meinerseits kann ich bestätigen, dass die Idee auch auf ex-UsSSR skalierbar ist.
Der 2. Platz (und €2000) ging an Alexa-Terminfindung: dieses Team analysierte den use case wie man mittels Alexa die Termine mit Versicherungsberater setzen kann. Na ja... wahrscheinlich war hier das Buzzwort Alexa maßgebend - so haben viele Zuschauer unter sich besprochen.
Und der 1. Preis mit €3000 ging (m.E. voll verdient nicht nur durch die Idee, sondern vor allem durch die Präsentations-Artistik) an ShowUp Team.
Es ist bekanntes Problem, dass Viele sich zu den kostenlosen Veranstaltungen anmelden aber nicht erscheinen. ShowUp schlägt vor, das Problem mit Pfandnahme zu managen. Natürlich ist der Weg von Erstidee bis zur Realisierung lang und holprich, vor allem wegen der zahlreichen juristischen Nuancen. Aber ich wünsche das Team viel Erfolg, ich selber besuche alle Veranstaltungen zu welchen ich mich anmelde (bzw. sage ich rechtzeitig ab :)).
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