Rentenplünderei – der Kluge soll aus den Fehlern der anderen lernen

In Russland wird aktuell das Rentenalter von 60 auf 65 für die Männer und von 55 auf 63 für die Frauen erhöht. Die von Staat kontrollierten Lügenmedia und zahlreiche käufliche "Experten" behaupten, anders kann es nicht gehen, da die Bevölkerung älter wird. Hat es was mit Deutschland zu tun? Und ob: hier passiert dieselbe Plünderei, zwar langsamer und nicht so frech, aber im Endeffekt genauso drastisch. Das Problem ist: selbst sehr geduldiger russischer Iwan scheint letztes Endes bereit zu sein zu protestieren. Aber deutscher Horst schluckt alles, obwohl es keine populistische, sondern eine nachhaltige Lösung gibt. Der bekehrte Schwabe erklärt.

Ich fange mit der traurigen Wahrheit an: die Bevölkerung wird älter. Deswegen kann man das (Bismarcksche) Generationssolidaritätsprinzip als obsolet betrachten. Darüber hinaus müssen leider die Rentner die Steuer und Krankenversicherung zahlen (früher waren die davon befreit). Aber der Rentneranteil in Gesellschaft steigt kontinuierlich, so wird es bald oder spät (und eher bald) unmöglich, die ganze Steuerlast ausschließlich auf (noch) Arbeitenden zu legen.

Diese traurige Wahrheit erzählen uns die Politiker gerne (u.a. durch die Medien, die aus gesetzwidrigen GEZ-"Rundfunkbeiträgen" finanziert werden). Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Und das zweite Teil besteht darin, dass das Zinsniveau für das Rentensystem häufig noch kritischer ist, als die Demografie bzw. die Langlebigkeit. Und die Renten (vor allem bei der privaten Altersvorsorge) sinken zuerst wegen Nullzinspolitik!

Geben wir ein einfaches Beispiel dazu.
Nehmen wir an, man hat €240000 gespart: Das kann man sogar ohne Kapitalzuwachs machen, wenn man während 20 Jahre jeden Monat €1000 spart (kaum denkbar für Handwerker oder Krankenschwester aber durchaus möglich für Ärzte oder Ingenieure). Mit Verzinsung von 6% p.a. (und zirka so viel bringen die Aktien langfristig)

reicht die monatliche Sparrate von lediglich €545!

Jährliche Vermögenenstwicklung bei...
Alter Rendite p.a = 2% Rendite p.a = 6% Rendite p.a = 10%
35 6540 6540 6540
36 13210.8 13472.4 13734
37 20015.02 20820.74 21647.4
38 26955.32 28609.99 30352.14
39 34034.42 36866.59 39927.35
40 41255.11 45618.58 50460.09
41 48620.21 54895.7 62046.1
42 56132.62 64729.44 74790.71
43 63795.27 75153.21 88809.78
44 71611.18 86202.4 104230.76
45 79583.4 97914.54 121193.83
46 87715.07 110329.42 139853.22
47 96009.37 123489.18 160378.54
48 104469.56 137438.53 182956.39
49 113098.95 152224.84 207792.03
50 121900.93 167898.33 235111.23
51 130878.94 184512.23 265162.36
52 140036.52 202122.97 298218.59
53 149377.25 220790.35 334580.45
54 158904.8 240577.77 374578.5

Kalkuliert mit dem Altersvorsorge-Rechner

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Wird das angesparte Kapital weiter mit 6% p.a. verzinst, kann davon eine monatliche (Brutto)Rente in Höhe von €1200 ewig lang bezahlt werden! In der Tat: €240000*0.06/12 = €1200.

Ob der Staat verpflichtet ist, einen gewissen "Garantiezins" zu sichern, ist eine schwere Frage. Mein Bauchgefühl sagt, die langjährige Nullzinspolitik ist falsch und auf jeden Fall ungerecht: die Großbanken haben die Krise verursacht, und die Versicherungsunternehmen und deren Kunden, sowie die Kleinbanken und die Sparer müssen leiden. Aber ohne gründliche Forschung (für welche man viel Zeit und Geld braucht) kann ich nicht behaupten, dass es eine bessere Alternative zu Nullzinspolitik gäbe. Schließlich will niemand eine Wiederholung der Großen Depression...

Aber selbst wenn der Staat keine Garantiezins sichern muss bzw. kann, gibt eine Alternative: die Kapitalanlagen. Wie schon gesagt, bringen die Aktien langfristig ca. 6% Rendite p.a. Das wird auch nicht immer sein, letzten Endes können die Aktien nur dann nachhaltig wachsen, wenn die Wirtschaft wächst. Und die Wirtschaft kann auch nicht unendlich wachsen, da die Tragfähigkeit der Erde nicht unendlich ist. Aber soweit diese Grenze nicht erreicht ist, kann man ein Rentensystem nach Äquivalenzprinzip als funktionierende Alternative für jetziges obsoletes System betrachten. Das Äquvalenzprinzip bedeutet grundsätzlich: jeder muss seine Rente verdienen. Und dabei muss der Staat mindesten indem helfen, dass er die Bürger nicht stört, selbst für ihre Rente vorzusorgen. Die Geringverdiener soll ein Sozialstaat dabei gezielt unterstützen.

Aber Stattdessen legt der Staat jeden Stein im Weg! Vor 2009 wurden die langfristige Investitionen in Aktien steuerfrei, nun muss man 26.375% Kapitalertragsteuer + Soli (+evtl. Kirchensteuer) zahlen! Der dadurch verursachte Effekt (welcher sich nicht nur durch die Besteuerung an sich, sondern auch durch entgangenen Zinseszins ausprägt) ist groß. Detailliert habe ich es in meinem Buch diskutiert, in dieser Excelsheet kann man ein Beispiel sehen. Bisher könnte man den negativen Effekt durch die nachgelagerte Besteuerung der thesaurierenden ETFs teilweise lindern, aber seit Steuerreform 2018 ist es auch nicht möglich! Apropos, während der Anwartschaftsphase genießen die Amerikaner die Steuerfreiheit für ihre 401K Pläne, und diese kann man privat führen, ohne die hohe Verwaltungsgebühren zahlen zu müssen!

Das Zweite, was der Staat für uns wirklich tun könnte, ist den Eigenheimbau maximal zu erleichten. Mittlerweile sind die Grundstücke – und das ist auch wegen Nullzinspolitik! – fast unbezahlbar. Aber dazu kommen noch steigende Baukosten, nicht zuletzt deswegen, weil der Staat immer mehr Energieeffizienz vorschreibt. Na ja, in Leningrad, wo ich geboren bin, starben die Leute nicht nur wegen Hungers, sondern auch wegen Frosts bis -50 °C, als die Stadt durch Nazi-Truppen während 900 Tage und Nächte belagert wurde. Aber die Leningrader haben fast keine Bäume in Parks für Brennholz gefällt. Heldenhaft, aber von mir aus lieber fällen (und nach dem Krieg wieder planzen), wenn es das Leben gerettet hätte. Genau so haben die pragmatischen Deutsche im belagerten Berlin gemacht. Und auch jetzt - als uns die Massenaltersarmut droht – müssen wir die Prios klar setzen!

Last but not least möchte ich gegen die Irrwege beim Kampf wegen Altersarmut vorwarnen. Die Linke wollen, grob gesagt, abziehen und teilen. Aber das funktioniert nicht, wie der wirtschaftliche Zusammenbruch von der Sowjetunion gezeigt hat. Viel effizienter ist den Reichtum zu addieren und zu multiplizieren! Und die Investition des privaten Vermögens in Aktien schafft genau das – nicht nur bekommen die Anleger eine höhere langfristige Rendite, sondern wird die Wirtschaft durch das Kapitalzufluss angekurbelt!

Auch schlagen manche Populisten vor, die Beamten-Pensionen zu streichen und die Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung zu integrieren. Hier muss ich wieder an die Erfahrung der Sowjetunion erinnern: dort kämpfte man dafür, dass er keine Reichen gäbe (statt dafür zu kämpfen, dass es keine Armen gäbe).
Der Mensch ist leider nicht perfekt, deshalb sind zahlreiche Präferenzen für Beamten sinnvoll, auch wenn diese manchen ungerecht scheinen. Aber die Korruption wird für die Gesellschaft viel teurerer sein – und die wird geschehen, wenn die Zukunft der Beamten nicht lebenslang abgesichert wird. Gerecht und effizient wäre dabei noch die drakonischen Strafmaßnahmen (statt stilles Rücktritts) für korrupte Beamten einzuführen – nach Singapur Vorbild. Aber das ist ein anderes Thema…

Und soweit, mein liebe(r) Mitbürger(in), sei kein Horst(in), und bei nächster Wahl denk dran:
a) wie wollen die Politiker deiner Wahl die Rentenarmut bekämpfen
b) ob ihr Programm populistisch oder realistisch ist

P.S.
Wie man gemerkt hat, kommen die unbequeme Gesetze in Deutschland - genau so wie aktuell in Russland - während sich das Volk im Fußball-Jubelmodus befindet.
Dazu kann ich nur eins sagen: der Plebs fordert Brot und Spiele. Für Sklaven gibt es aber nur die Spiele, und zwar um abzulenken, als das Brot weggenommen wird.

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