letYourMoneyGrow.com nimmt IndexGarant von SV SparkassenVersicherung unter der Lupe

Private Altersvorsorge - IndexGarant von SV Versicherung - unter der LupeAufmerksam darauf gemacht wurde ich durch die Google-Ads hier. Die Werbung versprach attraktive Rendite und dabei keine Verlustrisiken. Das hat meine Forschungsinteresse geweckt. Testergebnis: das Produkt ist innovativ und volle Verlustrisikovermeidung ist möglich. Ob die Rendite aktuell wirklich attraktiv sein wird, ist aber nicht so offensichtlich [UPDATE 20.01.2017 - sie ist nicht attraktiv!].

Vorwort: Die Stärken der Sparkassen-Finanzgruppe sind vor allem ihr dichtes Filialennetz und regionales Know-How, dabei ist die Gruppe eher für einen gesunden Konservatismus als für innovative Produkte bekannt. Aber die dauerhafte Zerozinsphase zwingt zu der Suche nach Innovationen und die SV Versicherung hat es (zum gewissen Grad) geschafft. Erstmals großer Lob an SV Financial Engineering und an Herrn Dr. Michael Völter, der jahrelang das Ressort Finanzen bei SV Versicherung leitete und den ich beim 3. exklusiven Recruitingevent persönlich kennengelernt habe.

Verkäuflich gesehen, wurde die Produkt-Info sehr gut vorbereitet. Alle Vorteile sind betont, es gibt auch eine dreiminutige Videoeinführung. Die Prospekte sind aber weniger informativ und grundsätzlich sind die eine Wiederholung der Werbung. Man sagt, "Das Produkt bietet die Möglichkeit, an der Wertentwicklung eines Index beteiligt zu werden". U.a. auf Euro Stoxx 50® welchen wir unter der Lupe nehmen. Im prospekt steht es: " Die monatlichen Gewinne und Verluste des Index werden unter Berücksichtigung der monatlichen Renditeobergrenze (Cap) zu einem Jahresergebnis addiert." Und weiter: "Jedes Jahr wird zum Indexstichtag eine attraktive Renditeobergrenze festgelegt  – der sogenannte Cap. Die Höhe des Caps hängt von der aktuellen Gesamtverzinsung, den Schwankungen der Aktienkurse und der Dividendenrendite ab".

Das ist ein ausreichender Hinweis, wie das IndexGarant aufgebaut werden kann. Wiederum, lässt sich auch die mögliche Rendite eindeutig einschätzen (und wir brauchen dafür nicht unbedingt zu wissen, wie die SV dieses Produkt tatsächlich nachbildet). Denn - aus Arbitragefreiheit - sind alle Hedgingstrategien zur jeder Zeit barwertig äquivalent. Deshalb reicht es nur eine solche zu erfinden.

So wollen wir die Verluste komplett vermeiden. Dafür müssen wir entweder a) gar keine Investitionen machen oder b) eine at-the-money PUT Option kaufen. Die PUT Option kostet Geld, aber bei gewisser Konstellation von Gesamtverzinsung (risikoloser Zinssatz), den Schwankungen der Aktienkurse (Volatilität) und der Dividendenrendite können wir den Kauf einer at-the-money PUT mit dem Verkauf einer out-of-the-money CALL mit der Ausübungskurs = Cap finanzieren! Dann gehen tatsächlich weder Kunden noch der Versicherung jegliche Kursverlustrisiko ein! (Klar, besteht es ein Kontrahentenrisiko, wenn die PUT und CALL von einem Dritten gekauft werden, aber dank dem Collateral ist es geringfügig).
Genug gesagt, wollen wir ein paar konkreter Beispiele kalkulieren!

Szenario 1 Szenario 2
EuroStoxx 50 Aktuell 3290 3290
Gesamtverzinsung (risikoloser Zinssatz) 0,0% 3,0%
Dividendenrendite 3,5% 0.00
Schwankungen der indexkurse (Volatilität) 21% 21%
Ergebnis
CAP 3290 3500
Preis CALL (Strike=CAP) 230.7 229.5
Preis PUT (Strike = EuroStoxx 50 Aktuell) 311.1 225.2
Rendite-Potential No deal! \frac{3500}{3290} - 1 = 6.4\%

Die Berechnungen kann man mit RQuantLib überprüfen

#scenario1
EuropeanOption(type="put", underlying=3290, strike=3290, dividendYield=0.035, riskFreeRate=0.01, maturity=1, volatility=0.21) 
EuropeanOption(type="call", underlying=3290, strike=3290, dividendYield=0.035, riskFreeRate=0.01, maturity=1, volatility=0.21)

#scenario2 (strike, d.h. CAP fuer CALL wurde iterativ gefunden)
EuropeanOption(type="put", underlying=3290, strike=3290, dividendYield=0.00, riskFreeRate=0.03, maturity=1, volatility=0.21) 
EuropeanOption(type="call", underlying=3290, strike=3500, dividendYield=0.00, riskFreeRate=0.03, maturity=1, volatility=0.21)

Der Haken ist, dass aktuell eher das Szenario 1 der Realität entspricht: selbst beim "CAP = Indexwert aktuell" ist die PUT teuerer als CALL, ist also kein Hedge möglich! Grund dafür ist Zerozins und relativ höhe Dividendenrendite. Die Zweite kann man leicht umgehen, indem man einen thesaurierten Index nimmt (DAX ist thesauriert, EU50 eben nicht) aber den Zerozins kann nur Supermario & Co beeinflussen.

Darüber hinaus muss man verstehen, dass die Rendite von 6.4% in Scenario 2 die bestmögliche Rendite ist. Um zu die erwartete Rendite realistisch einzuschätzen braucht man ein komplizierteres Marktmodell (das Team von letYourMoneyGrow.com ist bereit, dieses Modell zu implementieren, wenn das Interesse seitens SV SparkassenVersicherung besteht).

Also, wie gesagt, ist das Produkt innovativ und für risiko-averse Kunden sehr interessant, aber es ist unklar, wie man das gerade beim aktuellen Marktzustand abbilden kann und die Informationsoffenlegung lässt sich noch verbessern.

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Author: Vasily Nekrasov

Founder of letYourMoneyGrow.com